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Nein das ist nicht meine Kontonummer, sondern ein sogenannter Runway Report, wie er im Hundewetter der letzten Tage im Wetterbricht gestanden hat. Piste 14 (14), Schneematsch (6), 26-50% Bedeckung (5), 3 Millimeter tief (03), Bremswirkung unzuverlässig (99)…
Eigentlich freuten wir uns ja auf den Frühling und das Ende der durch Flugzeugenteisung und Schneeräumung verursachten Verspätungen, aber Frau Holle hatte da offenbar andere Pläne. Etwas Gutes hat das Sauwetter aber: so kann ich den von einem meiner Leser erbetenen Beitrag über den Einfluss der Pistenkontamination auf die Start- und Landeberechnungen doch noch schreiben.
Das Ganze beginnt in der Planung, wenn ein Zahlencode, wie der obige im METAR (METeorological Aerodrome Report) erscheint. Während ein solcher Zahlenbandwurm anfangs Winter jeweils zum Griff nach der Decodier-Tabelle führt, können gegen Ende diese Pistenzustandsberichte verzögerungsfrei auswendig entziffert werden. Wer sich genauer dafür interessiert, findet hier weitere Informationen oder kann sich einer der unzähligen SmartPhone Apps bedienen.
Nachdem der Pistenzustand nun also bekannt ist, kommt eine weitere Tabelle zur Anwendung:
Diese zeigt welche Einstellungen zum Pistenzustand im Computerprogramm für die Startberechnungen vorgenommen werden müssen. Für die Landedistanzen gibt es bei uns zurzeit noch kein Computerprogramm, sondern eine weitere Tabelle welche in der entsprechenden Rubrik konsultiert werden muss…
Nun muss aber noch überprüft werden, dass das maximal zulässige Windlimit nicht überschritten wird. Dafür gibt es, der geneigte Leser wird es erahnen, eine weitere Tabelle:
Die in der ersten Tabelle ersichtliche äquivalente Pistenzustandsnummer dient hier zur Ermittlung der maximalen Seitenwindkomponente. Dabei wird immer in der untersten Zeile mit der entsprechenden Nummer eingestiegen. Falls eine Bremswirkung oder ein Bremskoeffizient rapportiert und relevant ist, kann dann eine höhere Limite gewählt werden, aber höchstens jene aus der obersten Zeile mit der entsprechenden Nummer. Alles klar?
Das war allerdings bloss der einfache Teil. Da bei Schneefall der Pistenzustand schneller ändern kann, als rapportiert wird, bildet ein Runway Report nur den Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt ab. Es bleibt dabei den Piloten überlassen abzuschätzen, ob der Runway Report noch der Realität entspricht oder ob und wie ein gewisser Konservatismus in die Berechnungen eingebaut werden muss.
Es ist mir diesen Winter mehr als einmal passiert, dass beim Start auf einer als bloss nass – sprich problemlos – gemeldeten Piste, das letzte, vom Anfang nicht einsehbare, aber beim Bremsen im Falle eines Startabbruchs essentiell wichtige Drittel in jungfräulichem Weiss erschien…
…und jetzt mein lieber Petrus, lass gefälligst den Frühling raus!