Eigentlich habe ich dem Planungsroulette ja mitgeteilt, dass ich gerne nach Miami fliegen möchte. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass ich schon wieder nach San Francisco durfte. Natürlich war ich darüber nicht wirklich unglücklich, den es gibt weiss Gott schlimmere Destinationen.
Nach dem doch recht anstrengenden Ausflug in den Yosemite Nationalpark, anlässlich meines letzten Fluges in die Stadt am Golden Gate, wollte ich es dieses Mal jedoch wesentlich ruhiger angehen. Ein bisschen ausspannen, durch die Stadt bummeln oder irgendwo am Wasser ein Buch lesen. Die Seele baumeln lassen und bloss kein Stress…
Beim Frühstück am Tag nach meiner Ankunft diskutierten wir unsere Freizeitplanung, wobei sich wohl manch ein Kollege oder eine Kollegin über den plan- und ziellosen Copi wunderte. Als sich dann auch die letzten vom Frühstückstisch erhoben, machte auch ich mich auf den Weg. Bei der Fahrradvermietung vor dem Hotel schien es mir plötzlich eine ausgesprochen gute Idee zu radeln statt zu laufen und so gondelte ich schon bald gemütlich Richtung Fisherman‘s Wharf. Schon bald wunderte ich mich allerdings über die ausgesprochen harte Federung meines Fahrrades und als ich mir bei einem Schlagloch beinahe die Wirbelsäule brach, bemerkte ich bei einem Blick auf mein Hinterrad, dass der Reifen platt war…
Wer sein Velo liebt, der schiebt. Doch wohin bloss? Zurück zum Hotel oder weiter zur Fisherman‘s Wharf? Ich entschied mich fürs Zweite da es dort, gemäss meinem Stadtplan, ebenfalls eine Zweigstelle meiner Fahrradvermietung gab. Nach wenigen hundert Metern entdeckte ich aber eine Vermietung eines konkurrierenden Anbieters. Natürlich fragte ich dort, ob man mir eine Pumpe ausleihen könne. “No, we cannot help you“ “But you certainly have an air pump?!?“ “We sure do, but we cannot give it to you – due to insurance reasons.”
Laut über amerikanische Versicherungsjuristen, engstirnige Velovermieter und andere Idioten fluchend schob ich meinen Drahtesel also noch eine halbe Stunde weiter. Mit einem neuen fahrbaren Untersatz, der dank meines Insistierens diesmal sogar mit einem Reparaturset ausgerüstet war, ging es weiter Richtung Golden Gate Brücke. Von dieser war allerdings nur der untere Teil zu sehen. Der Rest verlor sich im Nebel.
Trotzdem ging es über die Brücke bis nach Sausalito, wo ich, in einem Anfall von Energie, beschloss noch eine gute Stunde bis nach Tiburon weiter zu radeln. Dort angekommen zog es mich fast magisch ins erstbeste Gartenrestaurant. Kurz darauf rann ein kühles Bier, aus einem perlenden Glas, prickelnd durch meine staubtrockene Kehle. Herrlich!
Ich kramte mein mitgebrachtes Buch hervor, lehnte mich im Stuhl zurück und genoss die Sonne, die Ruhe, die Aussicht und natürlich mein Bier. Da ich keine Lust hatte zweieinhalb Stunden zurückzutreten, fragte ich den Kellner, ob er wisse wann die nächste Fähre zum Pier 41 in San Francisco fahre. Klar konnte er das und das Beste daran war, dass ich noch locker Zeit für ein zweites Bier hatte, bevor ich mich mit 10 Minuten Reserve zum Ferry Pier begab.
Hier musste ich feststellen, dass die Fähre bereits vor 10 Minuten abgefahren war und dass die nächste erst um 19h45 fahren würde… Scheisse also doch 2½ Stunden zurückradeln! Welcher Depp wollte sich in San Francisco einen stressfreien Tag gönnen? Während der Rückfahrt verfluchte ich mindestens 50 Mal die zwei Bier, die mir nun bleischwer in den Beinen lagen.
In der Ferne lugte mittlerweile der nördliche Brückenpfeiler aus dem Nebel hervor, aber sobald er den ausgepumpten Copi heranstrampeln sah, verhüllte er sein Haupt sofort wieder schockiert im Nebel. Schliesslich schaffte ich es gerade noch rechtzeitig und völlig ausgenüchtert zum gemeinsamen Nachtessen mit der Crew. Vorher hatte ich sogar noch kurz Zeit für die dringend benötigte Dusche, unter der ich mir hoch und heilig versprach während meinem nächsten San Francisco Aufenthalt einen ruhigen Tag einzuziehen…