Expect the unexpected

22:05 Schweizer Zeit. Wir sind im Sinkflug nach London.

„Swiss 340, reduce speed 250 knots, expect ten to fifteen minutes delay over Biggin.“

Wie schon den ganzen Flug habe ich ein Déjà-vu. Wir fliegen die Strecke heute bereits das zweite Mal und bisher verlief alles identisch. Vom Zickzack durch die Gewitterzellen im Steigflug in Zürich, über die verzögerte Erlaubnis zum Steigen und die Heading-Vectors im Reims Sektor, bis zu der eben erhaltenen Bremserei und der angedrohten Warteschleife im Anflug nach London.

Auch die Kabinenbesatzung dürfte meine Passagieransage schon gehört haben. Dann drehen wir in den Warteraum über Biggin Hill ein. Gleiche Geschwindigkeit, gleiche Höhe, gleiche Aussicht, nur etwas dunkler.

Zehn Minuten drehen wir Kreise im Nachthimmel südlich Greenwich, dann werden wir Richtung Anflug auf die Piste 09L gevectored.

„Cabin crew, landing in ten minutes.“ Langeweile macht sich breit.

Auf 7000 Fuss Frequenzwechsel. „Expect 23 miles touchdown“. What else?

„Turn right HDG 350°, descend 4000ft, QNH 1020.“ Wer hätte das gedacht.

„Reduce speed 180kts“ Another surprise!

„Turn right HDG 060°, descend 3000ft, intercept Localizer 09L. When established, follow the glide.“ Noch nie gehört…

“Reduce speed 160kts and maintain to 4 miles. Contact Tower…” Gähn.

Frequenzwechsel zum Tower. “Continue Approach” Ja, ja.

Gut 5 Meilen bis Touchdown. Gerade will ich das Fahrwerk ausfahren lassen. „SWISS 340 can you accept a visual swing over to runway 09R?“

Hä? Was? Hier in London? Aber das verkürzt unsere Rollzeit nach der Landung um 5-10 Minuten. „Aber sicher können wir das!“

„Autopilot and A/Thrust off.” Eine Warnung schallt durchs Cockpit. „Flight Directors off! Engage Track/Flightpath Angle! Gear down! Flaps full! – checked. Insert RWY 09R!”

Während ich meinem Copiloten ein Stakkato von Befehlen an den Kopf werfe, steure ich das Flugzeug nach Sicht auf die Parallelpiste. „Outer Marker check!“ „Stabilized, landing check, three greens are checked.“

“SWISS 340, caution wake turbulence from departing Airbus 380, wind 130° nine knots, runway 09R cleared to land.”

Im Flare werden wir vom Furz der dicken Berta noch kurz durchgerüttelt, dann sind wir am Boden.

Welcome to London. Ab sofort ist wieder alles Routine, aber irgendwie wurde der Flug am Schluss doch noch richtig spannend.

Und ich bin wieder hellwach…

Expect the unexpected eben.

4 Antworten to “Expect the unexpected”

  1. Till Waltisberg Says:

    Genau diese Posts liebe ich! Bitte mehr davon. 🙂

  2. Justus Says:

    Schön!

  3. Airborne. Says:

    Good one!

    The wakes turbulence remark is interesting though – wake vortices are only produced after lift off – Therefore the wind would have blown the wakes from the lift off area all the way back to the touch down zone. Never experienced that before.

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