Severe Turbulence

Wer könnte an einem so wunderschönen Tag böses denken! Ein stahlblauer Himmel ziert die unglaubliche Sicht auf die Schweizer Berge. Südlich der Alpen stauen sich zwar die Wolkentürme, aber wen stört das schon. Unter uns liegt das Hochnebelmmeer und die Eiseskälte bedingt durch die kräftige Bise, die ich gerne unter mir zurückgelassen habe.

Ich schiebe meine Sonnenbrille etwas näher an die Augen, geniesse das ruhige Dahingleiten und die spektakuläre Aussicht. Die klare Luft beschert uns eine Sicht von Pol zu Pol. Ich kneife meine Augen zusammen und bilde mir ein, ich könnte mich selbst von hinten sehen, wenn ich mich nur genug anstrenge…

Plötzlich werde ich von einem Hammerschlag zusammengestaucht. Ich finde mich unvermittelt mit knapp 40° Querlage wieder und versuche instinktiv meine Welt wieder in die Horizontale zu bringen, als mich schon der nächste Hammer durchrüttelt.

Die Kombination meiner Steuerinputs mit dem zweiten Schlag hat zur Folge, dass ich nun mit gut 30° Querlage in die andere Richtung hänge. Dann geht es richtig zur Sache! Gnadenlos werde ich hin und her geworfen, während ich mich fühle als ob ein Riese mit eiserner Faust auf mich eindrischt.

Durch sofortige Geschwindigkeitsreduktion versuche Strukturschäden zu vermeiden. Leider verliere ich mit schwindelerregender Schnelligkeit an Höhe und die vernichtete potentielle Energie wird physikalisch gnadenlos korrekt in kinetische umgewandelt. Deshalb geht der wilde Rodeo ungebremst weiter.

Trotzdem schaffe ich es, mit koordinierten Stick- und Fussinputs, knapp den drohenden Kontrollverlust abzuwenden. Voll konzentriert im Kampf mit den Elementen verliere ich total das Zeitgefühl. Was objektiv nur wenige Minuten dauern kann, dehnt sich für mich zu einer kleinen Ewigkeit. Meine Welt besteht nur noch aus einer wilden Aneinanderreihung von Stössen und Schlägen, denen ich nicht ausweichen kann und die ich irgendwie zu parieren versuche.

Der Schweiss trieft aus all meinen Poren, das Herz schlägt mir bis zum Hals und meine rechte Hand krampft sich schmerzhaft um den Stick, als der ganze Spuk genauso plötzlich endet, wie er begonnen hat. Völlig ausgelaugt, atemlos und mit zittrigen Knien rücke ich mir die verrutschte Sonnenbrille zurecht. Heilfroh, dass ich den Höllenritt unbeschadet überstanden habe, gestehe ich mir ein, was ich niemals offen zugeben würde: Scheinbar werde ich, obwohl ich es skitechnisch noch immer beherrsche, langsam zu alt für Buckelpisten. Diese frustrierende Erkenntnis muss ich zuerst einmal mit einem Kafi Lutz verdauen…

2 Antworten to “Severe Turbulence”

  1. Richi Says:

    CAT?

  2. skypointer Says:

    Clear Air Turbulance – die Buckelpiste der Lüfte. 😉

    Wär’s wohl gewesen, wenn ich nicht auf den Skiern gestanden wäre…

Hinterlasse einen Kommentar