Man will ja korrekt bleiben

Wenn’s um die Wurst geht, dass trennt sich die Spreu vom Weizen und so kamen diesmal wir der Lufti zuvor und starteten den Rückflug unmittelbar vor unseren Kollegen aus dem Mutterhaus.

Bis zum Anschlag beladen, quälte sich unsere A340 langsam in den Nachthimmel Hongkongs. Da die minimale Einflughöhe ins Chinesische „Mainland“ 4800 Meter beträgt und alles darunter zu einer mittleren Staatskrise führen dürfte, stiegen wir mit maximalem Winkel und entsprechend langsamer Geschwindigkeit über Boden Richtung Norden.

Hinter uns war mittlerweile auch die Lufti in der Luft und war entweder leichter beladen oder besser motorisiert als wir oder am ehesten wohl beides. Jedenfalls verlangten die Kollegen bereits nach einer neuen Höhenfreigabe, was der Controller mit: „Standby due to slow moving traffic ahead“ quittierte.

Als ob dies nicht schon Beleidigung genug gewesen wäre, ertönte statt eines korrekten Readbacks eine deutsche Stimme aus dem Äther: „Die SWISS…“

Gequältes Lächeln bei uns im Cockpit. „Warp 7 – Energie!“ Dank der erhöhten Raumkrümmung würde sich auch die Erdoberlfäche schneller unter uns hinwegkrümmen. Würde. Dieses Feature wird leider erst mit der A3340 eingeführt.

Also schlichen wir weiter langsam Richtung Festland. „SWISS 139 expedite your climb!“ verlangte der Controller. – Ja wie denn Du Humorist? – „Roger. WILCO.“ Man will ja korrekt bleiben…

Auch der deutsche Kommentator liess sich wieder verlauten: „Ja macht mal vorwärts!“ Augenrollen bei uns im Cockpit. Keep cool.

Als wir schliesslich die verlangte Höhe erreicht hatten meldeten wir: „LX139 increasing speed now“ Die Antwort des Controllers verschwand unter der Bemerkung: „Na endlich! Wurde ja aber auch Zeit“

Der deutsche Herr Kapitän hatte es offensichtlich eilig nach Hause zu kommen. Das war aber keine grosse Überraschung, denn schliesslich hatte er schon am Vorabend die gemütliche Runde als erster Richtung Hotel verlassen. Die entsprechende Bemerkung verkniffen wir uns. Man will ja korrekt bleiben…

Zudem glaubte ich mich erinnern zu konnen das ein gewisser skypointer dem Ruf des Bettes als zweiter folgte. Apropos Bett: meine Ruheschicht war zu Beginn des Fluges geplant. Also verabschiedete ich mich Richtung Crewbunk. Natürlich nicht ohne meine Kollegen vorher zu Fragen, ob sie ihre anspruchsvolle Aufgaben auch ohne meine wertvolle Hilfe wahrnehmen könnten. Man will ja schliesslich korrekt bleiben…

8 Antworten to “Man will ja korrekt bleiben”

  1. TWR Mädel Says:

    Zuerst gibt er öffentlich zu, dass er beim Fremdgehen erwischt wurde und als nächstes schreibt er „man will ja korrekt bleiben…“

    PS: ich beantrage, dass du wieder mehr fliegst, weil wenn du fliegst, dann bloggst du auch 😉

  2. Christian Says:

    Jepp, manchmal sind wir Deutschen doch ein wenig stressig. Aber der Schweizer ansich mag diese Wesensart ja 🙂
    Witziger hätte ich vom Kranich Piloten ein „Hopp Schwiiz“ gefunden.

    Du blogst aber weiter??

    Super Tipp mit dem Leuenfall übrigens. Die Kinder wollten baden gehen, mir wars zu kalt …. ich weiß, Weichei…….

    Auf dem Weg nach Hause kamen wir nicht umher in der Biberli Manufaktur anzuhalten und etwas „Wegzehrung“ einzukaufen. Der mittlere Ring dankt es… 🙂

    Gruß
    Christian

    • skypointer Says:

      Zur Zeit leide ich noch nicht am grassierenden „Blogout Syndrom“ und auch ein Maulkorb firmenseits, wie in den Kommentaren auf Towermädels Blog von gewissen Lesern vermutet, existiert nicht…

      Die Blogfrequenz ist zwar auch bei mir nicht berauschend, das hängt aber einerseits damit zusammen, dass ich, instruktionsbedingt, zurzeit sehr wenig selber fliege und andererseits für mein im Dezember anstehendes Upgrading schon fleissig am Bücher wälzen bin.

      Freut mich übrigens, wenn es Euch in meiner Heimat gefallen hat. Auf das Bad hätte ich auch verzichtet! Ab einem gewissen Alter muss man ja nicht mehr jeden Mist machen. Weichei hin oder her…

  3. Do Says:

    Das Upgrading steht an, da freue ich mich einerseits für dich und andererseits für uns Leser, wird bestimmt spannende Berichte aus der Schulung und dem „neuen“ Kurzstreckenleben geben. Und es gibt bestimmt auch in Europa schöne Orte zum Fotos schießen 😉

    Was ich aber noch fragen wollte, ist, warum man es der Lufthansa denn nicht gestattet hat, euch obendrüber oder unterhalb zu überholen ? Darf man das während des climbs nicht ?

    • skypointer Says:

      Die Lufthansa flog anfänglich die gleiche Route und hatte somit den Gleichen Einflugpunkt nach Festland-China.

      Die Chinesen verlangen auf der gleichen Flughöhe 10 Minuten Mindestseparation und zudem eine Mindesthöhe über dem Einflugpunkt. Da die Lufti uns in der kurzen Flugzeit im Honkonger Luftraum nicht genügend hoch übersteigen konnte und wir nur mit Mühe knapp die Mindesteinflughöhe über dem Einflugpunkt nach China erreichten, konnten die LH Kollegen uns weder unten noch oben überholen. Sie waren also hinter uns eingeklemmt…

  4. maxiair Says:

    Hi Skypointer,

    auch wenn ich mein Defizit erst jetzt aufhole, muss ich das noch kommentieren 😉

    Erstmals habt ihr mein Mitleid, mit den CFM 56’ern seid ihr echt untermotorisiert, aber trotzdem hoffe ich nicht, dass du, wenn Swiss in einigen Jahren die 77W bekommt, dahin wechselst, der Airbus ist doch viel bequemer…..(& besser in jeder Hinsicht)
    Und gegen die Lufthansa Maschine hattet ihr wahrscheinlich eh keine Chance, war doch sicherlich nen 346 nach MUC, oder ? Die haben mit ihren Trent 500 ja fast das Doppelte an Schub, da kann man eine Staatskrise leichter vereiteln, als mit euren 343ern!
    😮

    Alles Gute und Grüsse aus Deu….. aus Europa 😉

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